Von Lewis Milestone (1930)
Mit Louis Wolheim, Lew Ayres, John Wray, Arnold Lucy, Ben Alexander, Scott Kolk, Owen Davis Jr., Walter Rogers, William Bakewell, Russel Gleason, Richard Alexander, Harold Goodwin, Slim Summerville, G. Pat Collins, Beryl Mercer, Edmund Breese
Angefeuert durch die Predigen seines Lehrers über Vaterlandsliebe und Heldentod meldet sich der deutsche Gymnasiast Paul Bäumer zusammen mit seinen Klassenkameraden bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges freiwillig zur Armee. Bei der Grundausbildung treffen sie unerwartet auf ihren zuvor immer belächelnden Briefträger, der sie als Reserve-Unteroffizier einer schikanösen Ausbildung unterzieht. Doch diese erweist sich als unzureichende Vorbereitung für den bevorstehenden Einsatz an der Westfront. Im Zug des erfahrenen und kameradschaftlichen Frontkämpfers Katczinski erleben die jugendlichen Soldaten die unmenschliche Barbarei des Stellungskrieges.
Als Paul nach einem Lazarettaufenthalt auf seinem Heimaturlaub den Parolen seines kriegsversessenen Lehrers und den Stammtischreden seines Vaters ausgesetzt wird, erlischt jeder Rest seiner einstigen Begeisterung für Heldentum und er begreift die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges. Da er mit seiner Haltung nur auf Unverständnis stößt, kehrt er vorzeitig aus seinem Urlaub zu seiner Einheit zurück. Dort sind inzwischen einige seiner Kameraden gefallen und auch Paul holt bald sein Schicksal ein: in einem unaufmerksamen Moment, wird er im Graben von einem französischen Scharfschützen erschossen.
Lewis Milestones Verfilmung von Erich Maria Remarques weltbekannten Roman Im Westen nichts Neues (1928) gilt zurecht als einer bedeutendsten Antikriegsfilme. Zeitlos durch seine Bemühung, Feindbilder zu vermeiden und die Grausamkeit des Krieges als universelle Botschaft zu vermitteln, ohne eine der beteiligten Parteien zu verurteilen oder zu bewerten, hat der Film auch heute nichts von seiner Aussagekraft verloren. Das tricktechnisch perfekt dargestellte Kriegsgeschehen vermittelt eindringlich den Irrsinn von hohlen Heldenphrasen und des verblendeten Vaterlandskults, der aus Menschen würdeloses Verbrauchsmaterial in einer unmenschlichen Kriegsmaschinerie macht.
Das Drama um den jungen „Kriegshelden“ gipfelt in seinem sinnlosen, ganz und gar nicht „heldenhaften“ Tod: Bei dem Versuch einen Falter einzufangen, wird der ambitionierte Schmetterlingssammler von einem Franzosen tödlich getroffen, an einem ansonsten „ruhigen“ Tag über dem die Heeresleitung in ihrem Protokoll vermerkt: „Im Westen nichts Neues“.
Der Film wurde für die DVD-Veröffentlichung der rekonstruierten Originalfassung, die in den 90er Jahren u.a. für das US-amerikanische Fernsehen erstellt wurde, neu synchronisiert. Leider bewegt sich diese Synchronfassung nur auf Videoniveau. Da der Film aus der Perspektive deutscher Soldaten erzählt wird, wäre eine angemessene deutsche Synchronfassung wünschenswert gewesen.
Hintergrund:
Der Film wurde alternativ auch in einer Stummfilmfassung aufgeführt, da noch nicht alle Kinos mit einer Tonanlage ausgestattet waren.
Der Film gilt als einer der ersten ausländischen Filme, die für den deutschen Markt synchronisiert wurden.
Bereits vor 1933 heftig durch die NS-Presse kritisiert, wurde der Film nach Machtergreifung verboten und erst 1952 gekürzt und neu synchronisiert wieder zur Aufführung gebracht.
Bedingt durch die damaligen Kürzungen und Textänderungen wurde der Film später für den Versuch einer Rekonstruktion der Originalfassung für die Fernsehausstrahlung und später für Veröffentlichung auf DVD erneut synchronisiert.
Fazit:
Perfekter, zeitloser Antikriegsfilm, der in der deutschen Fassung an einer unangemessen billigen Synchronfassung leidet.
Vielen Dank an Stefan Meyer von FilmClue.de für seine freundliche Unterstützung.