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Weltmeisterschaft 1990 in Italien – als Andreas Brehme den dritten Stern aufs Trikot kickte

Erinnerungsfetzen und Gänsehautmomente begleiten jenen 8. Juli in der italienischen Hauptstadt: Die Blicke zwischen Matthäus und Brehme, bevor dieser sich statt des eigentlich sicheren Schützen mit der Binde am Arm die Kugel auf den Punkt legt und fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit das Spiel entscheidet. Der Rest ist Geschichte: grenzenloser Jubel bei der ersten Nationalmannschaft eines wiedervereinten Deutschlands, der lang ersehnte dritte Stern auf dem Trikot wie die großen Rivalen Brasilien und Italien sowie der gedankenverlorene Gang des „Kaisers“ über den Rasen von Rom. Die Weltmeisterschaft 1990 in Italien war reich an Überraschungen und Höhepunkten – nicht nur für den späteren Weltmeister Deutschland:

Die Vorrunde

In sechs Gruppen mit je vier Mannschaften wurden die späteren Gegner der Finalrunde ermittelt, wobei die ersten beiden jeder Gruppe sowie die vier besten Drittplatzierten das Achtelfinale erreichten.

Die Gruppe A dominierten neben der CSFR allen voran der Gastgeber Italien mit dem bis dato fast gänzlich unbekannten sizilianischen Stürmer Salvatore Schillaci, welcher sich zum Shootingstar und Torschützenkönig der Weltmeisterschaft aufschwingen sollte.

Favorit und Titelverteidiger Argentinien sollte sich in der Gruppe B überraschend mit dem dritten Platz hinter dem charismatischen Überraschungsteam Kamerun mit dem 38-jährigen Eckfahnen-Tänzer Roger Milla und Rumänien begnügen, musste jedoch anders als Vize-Europameister UdSSR nicht die Heimreise antreten.

In der Gruppe C reichten den Brasilianern wenig Samba-esque Vorstellungen um neben der zweiten Überraschungsmannschaft Costa Rica in die nächste Runde einzuziehen, während für die Schotten zum fünften Mal in Folge nach der Vorrunde Endstation war.

Neben dem späteren Weltmeister Deutschland lösten in der Gruppe D zusätzlich Jugoslawien und Kolumbien mit seinen Kultfiguren Wuschelkopf Carlos Valderrama und Torhüter-Akrobat René Higuita das Achtelfinal-Ticket.

In teils atemberaubenden und hochklassigen Matches spielten Spanien, Uruguay sowie Belgien mit Mittelfeld-Ass Enzo Scifo die Achtelfinalteilnehmer der Gruppe E unter sich aus.

Mit dem amtierenden Europameister Niederlande sowie England und Irland zogen drei Vertreter der Gruppe F in das Achtelfinale ein, wobei erstmals in der WM-Geschichte der Losentscheid über die abschließende Platzierung entscheiden musste.

Der Auftakt zur KO-Runde

Die Achtelfinalspiele wussten neben exotischen Duellen zudem mit zwei echten Klassikern zu gefallen.

Während Kamerun nach Verlängerung gegen Kolumbien die Oberhand behielt und der eingewechselte Roger Milla erneut zum Tänzchen lud, musste sich das andere Überraschungsteam aus Costa Rica trotz großen Kampf letztendlich klar der CSFR geschlagen geben.

Brasilien konnte seine Überlegenheit nicht in Tore ummünzen und musste sich dem Erzfeind Argentinien geschlagen geben.

Der zweite Klassiker zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden geriet zu einer denkwürdigen Begegnung. Jürgen Kohler legte den damaligen Weltklassestürmer Marco van Basten an die Kette, Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme sorgten für die letzten deutschen Turniertore aus dem Spiel heraus und der Aufreger schlechthin war zweifellos die unschöne Szene zwischen Frank Rijkaard und Rudi Völler: Obwohl vom Holländer angespuckt, musste der deutsche Stürmer skandalöserweise ebenfalls mit Platzverweis vom Feld.

Im Spiel zwischen Rumänien und Irland hatte das Team von der Insel im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich und zog bei seiner ersten WM-Endrunde direkt ins Viertelfinale ein.

Für die Italiener war gegen Uruguay erneut Salvatore Schillaci der entscheidende Mann, während Mittelfeld-Star Dragan Stojković mit zwei Toren für Jugoslawien gegen Spanien dem Spiel seinen Stempel aufdrückte.

Auf Seiten der Engländer sorgte David Platt nur wenige Augenblicke vor einem drohenden Elfmeterschießen für die Entscheidung gegen Belgien.

Viermal enge Kiste

Im ersten Viertelfinale musste die Entscheidung vom Punkt her und das Spiel mutierte zum wahren Fehlschuss-Festival. Auf argentinischer Seite verschoss unter anderem Superstar Maradona, doch „Elfmeterkiller“ Sergio Goycochea brachte Argentinien mit seinen Paraden gegen Jugoslawien in die Vorschlussrunde.

„Raus mit Applaus“ hieß es für die Iren nach dem Viertelfinalspiel gegen Italien, und erneut war es Schillaci der den italienischen Traum vom Weltmeistertitel im eigenen Land am Leben hielt.

Der deutschen Mannschaft reichte ein Elfmetertor des späteren Weltfußballers des Jahres Lothar Matthäus für den Einzug ins Halbfinale, obwohl Teamchef Franz Beckenbauer mit der Magerkost gegen dezimierte Tschechoslowaken sichtlich unzufrieden war.

Im abschießenden Viertelfinalspiel war Kamerun dicht dran an der nächsten Sensation, allerdings mussten sich die Afrikaner trotz Führung den Engländern 3:2 geschlagen geben. Der britische Starstürmer Gary Lineker avancierte mit seinen zwei Elfmetertoren zum Matchwinner für die Briten.

Weltmeister unter sich

Die Halbfinals waren ausgesprochen hochkarätig besetzt. So standen sich erstmals seit der WM 1970 in der Vorschlussrunde vier frühere Weltmeister gegenüber. Der erste Turniergegentreffer der Italiener machte eine Entscheidung im Elfmeterschießen erforderlich, wobei die Argentinier das Glück und Goycochea auf ihrer Seite hatten.

In der Neuauflage des legendären WM-Finales von 1966 wurde der Engländer Stuart Pearce zur tragischen Figur im Spiel gegen die deutsche Auswahl: Einen von ihm verschuldeten Freistoß verwandelte Brehme zu zwischenzeitlichen Führung und im Elfmeterschießen versagten ihm als vierten Schützen vor dem deutschen Torhüter Bodo Illgner die Nerven. Da auch Waddle den letzten Elfmeter der Engländer über den Balken setzte, stand Deutschland nach schmerzlichen Niederlagen 1982 und 1986 zum dritten Mal in Folge im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft.

Final-Revanche

Noch vor dem großen Finale sicherte sich der italienische Jungspund Salvatore Schillaci im Spiel um Platz drei den goldenen Schuh für den besten Torschützen des Turniers.

Das Finale sollte schließlich zur Revanche für jenes vier Jahre zuvor werden, als die Argentinier bei der WM in Mexiko in einem denkbar knappen Spiel mit 3:2 die Überhand behielten. In dieser Sommernacht in Rom war die Zeit also reif für Deutschland und den lang ersehnten dritten Weltmeistertitel. Guido Buchwald luchste Weltstar Diego Maradona im Spiel nicht nur ein ums andere Mal den Ball ab, sondern schließlich auch dessen Namen: da der argentinische Star an der Manndeckung gerade zu verzweifelte, brachte es seinem schwäbischen Bewacher den ungewöhnlichen Spitznamen „Diego“ ein. Legendär auch die Geschichte rund um den Elfmeter: Da der vorgesehene Schütze Lothar Matthäus in der Halbzeitpause sein geliebtes Schuhwerk gegen neue Treter tauschen musste, vermied er es „Elfmetertöter“ Sergio Goycochea gegenüber zu treten. Andi Brehme schnappte sich das Leder und bewahrte aus elf Metern die Nerven. Die restlichen fünf Minuten der Partie waren brodelnde Euphorie auf deutscher Seite, während den Argentiniern zum wiederholten Male in der Partie die Sicherungen durchgingen und einen zweiten Platzverweis zur Folge hatte.

Fazit & Kurioses

Zwar bot die Weltmeisterschaft 1990 in Italien nur hin und wieder Spektakel, allerdings sorgte das Turnier für den ein oder anderen Rekord: die wenigsten Tore pro Spiel bei einer WM, dafür jedoch 16 rote Karten. Durch die Ausgeglichenheit vieler Partien musste oft die Lotterie Elfmeterschießen die Entscheidung herbeiführen und das WM-Finale war darüber hinaus das erste überhaupt, das durch einen Elfmeter entschieden wurde.

Es brauchte keine vier Jahre, des Kaisers vom Finalsieg euphorisierte Ankündigung zu widerlegen, wonach Deutschland „auf Jahre hinaus unschlagbar“ sein würde.

Kurios wird die WM 90 darüber hinaus in einer späteren Rückbetrachtung, wenn man das Turnier mit dem sechzehn Jahre später vergleicht: Gab es in Italien einen italienischen Torschützenkönig und hieß der spätere Weltmeister Deutschland, kam der Torschützenkönig der Heim-WM 2006 aus Deutschland und der spätere Sieger hieß Italien – wobei dem jeweiligen Gastgeber lediglich das „kleine Finale“ blieb.

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